Mobiles Arbeiten bedeutet für mich, an unterschiedlichen Orten zu arbeiten je nach Art der Arbeit, die gerade ansteht.
Jahrelang habe ich verschiedene Varianten des Arbeitens ausprobiert: im fest angemieteten Büro, Präsenztrainings im Ausland, an der Isar, Online-Seminare auf Reisen usw..
Bereits vor Corona habe ich meine Tätigkeit ausschließlich auf Online umgestellt und eine für mich sehr passende Form des mobilen Arbeitens gefunden - zumindest für meine derzeitige Lebenssituation.
Ich finde: es ist Zeit, dies zu ändern, denn diese Art des Lernens wird die Zukunft des Lernens sein - aus guten Gründen!
Im Rahmen des Selbstlern- bzw. SelbstCoaching-Programmes "Working on the Road" habe ich 10 Kolleg:innen Fragen zu ihrer Art des mobilen Arbeitens gestellt. Und schließlich die gleichen oder ähnliche Fragen auch mir selbst :-).
Was ist für dich der besondere Reiz oft unter widrigen Bedingungen von unterwegs aus zu arbeiten?
Ich bin einfach wahnsinnig gerne draußen, ich reise leidenschaftlich gerne und ich mag es, mich schnell auf neue Situationen einstellen zu müssen. Und ich merke, dass jeder Ort eine besondere Ausstrahlung auf meine Arbeitsweise hat. All diese Aspekte finden sich beim "Working on the Road" wieder.
Würdest du sagen, dass du von unterwegs aus anders oder gar besser arbeitest, als an einem festen Arbeitsort?
Definitiv: ja. Die Forschung zeigt ganz klar in vielen anderen Kontexten, dass die Umgebung einen unbewussten, starken Einfluss auf den inneren Zustand, ja sogar Gedächtnisleistung oder Geschmackempfinden, hat.
Und diese Erkenntnisse setze ich nun ganz gezielt ein: je nachdem, ob ich Kreativität, Konzentration, Struktur, Mut oder Selbstdisziplin brauche, nutze ich bewusst unterschiedliche Orte - sogar innerhalb meiner Wohnung.
Welche Arbeiten machst du "on the Road"?
Ich konnte ja tatsächlich viele Formen des mobilen Arbeitens ausprobieren. Womit ich mich jetzt sehr wohlfühle: alle asynchronen Trainingsphasen, Konzepte erstellen, Website Überarbeitung, Termin- und Programmplanung und auch viele Teile des Produzierens von Online-Seminaren.
Da bin ich schneller, klarer und, wie ich finde, auch in der Qualität besser. Feste Termine mit Kolleg:innen oder im Team reduziere ich auf ein Minimum, um mehr Freiheit zu haben.
Bezahlte Live-Seminare, wo mein Unterwegsein völlig unerheblich ist, versuche ich nur von festen Orten - also z.B. Appartements oder Hotelzimmern aus, zu machen.
Warum? Ist nicht gerade das das Tolle - überall auch live gehen zu können?
In der Theorie: ja. Als die Möglichkeit entstand, Webinare über HotSpot WLAN zu halten, war ich Feuer und Flamme und habe jede Gelegenheit genutzt. Dann kam die Ernüchterung: Wenn man wie ich v.a. mit dem Camper unterwegs ist, ist es mir wichtig, einen professionellen Rahmen zu schaffen.
Im Idealfall merken die Teilnehmenden oder Kunden:innen nicht, dass ich von unterwegs aus arbeite. Ich möchte sie weder neidisch machen noch ablenken von ihren Themen. Mein Hintergrund soll nicht in den Vordergrund rücken. Das ist aufwändiger als man denkt.
Dazu kommt die Unsicherheit, ob das Internet stabil bleibt. Sehr oft habe ich erlebt, dass es am selben Ort tagelang bestens war und dann plötzlich wackelig wurde, so als sei ein Funkmast abgeschaltet worden - natürlich v.a. dann, wenn ich ein wichtiges Webinar hatte.
Als ich feststellte, dass ich mir schon morgens Sorgen machte, ob abends wohl alles klappt, habe ich die bezahlten Live-Seminare auf ein Minimum reduziert. Das erleichtert mich sehr. Und auch die Freiheit, keine festen Termine einplanen zu müssen, finde ich toll.
Welchen Tipp hast du für diejenigen, die auch gerne mobil arbeiten möchten?
Auf jeden Fall immer flexibel sein, sowie die Fähigkeit sich nach außen gut abschotten zu können und für Live-Sessions immer auch einen Plan B oder C zu haben (z.B. Standby Trainer:innen oder vorab Recherche ob es eine CoWorking Space vor Ort gibt ...), sonst wird es entweder unprofessionell oder stressig.
Welche Gelegenheit, Situation o.ä. hat dich besonders beeindruckt, hat Spuren bei dir hinterlassen?
2005 habe ich mein allererstes Online-Seminar von unterwegs aus gehalten. Damals gab es zwar noch keine Webinare, aber wir standen in asynchronen Phasen intensiv im Kontakt - und in Chat- und Audio-Calls. Ich war in Griechenland, ganz im Süden von Peloponnes gewesen. Damals gab es noch kein Internet am Campingplatz oder über das Handy. Zum Glück entdeckte ich eine nette Bar mit vielen Bildschirmen. Allerdings hatte diese über Mittag zu.
Als ich am späteren Nachmittag wiederkam, fand ich mich inmitten von ca. 30 Jungs zwischen 10 und 16 Jahren wieder, die alle irre brutale Ballerspiele an den Computern spielten. Der Geräuschpegel war unbeschreiblich. Es war völlig verrückt, in diesem Ambiente sich zu achtsamer Kommunikation, Selbstmanagement und sozialer Kompetenz auszutauschen. Wie das klappen konnte, ist mir heute noch ein Rätsel.
Welche Frage, die ich nicht gestellt habe, möchtest du gerne beantworten?
Warum arbeitest du nicht zu 100% von unterwegs aus? Eigentlich könnte ich sofort von jedem Ort dieser Welt arbeiten, also als dauerhafte Digital Nomadin unterwegs sein. Neben den Gründen, dass ich dann nur selten Familie und Freunde treffen kann und ich die einfach so coole Stadt München vermissen würde, gibt es den für mich sehr entscheidenden Grund: Ich habe Angst vor dem Zurückkommen. Dass ich von dem berühmten "umgekehrten Kulturschock" massiv betroffen sein werde.
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DANKE
Ich möchte Annika Meyer, Atalya Levy, Barbara Messer, Birgit Thedens, Elke Dieterich, Jana Lupus, Matthias Baller, Nima Ashoff, Pearl Nitsche, Karo Baller, Simone Engelhard und Simon Qualmann ganz herzlich dafür danken, dass sie mir ihre Geschichten erzählt haben. Denn Geschichten sind wie Samen, die irgendwo bei irgendwem eine Idee zum Aufblühen bringen.
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Am 1.10.21 geht der Kurs "Working on the Road" an den Start zum Pilotpreis von 29€.
Zur Anmeldung.
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