Mich selbst in ein Hörnchen, Hasen oder Fuchs im Seminar oder Meeting zu verwandeln … ist das nur alberne Spielerei oder kann es methodisch sinnvoll genutzt werden? Diese Möglichkeit gibt es nämlich seit einiger Zeit bei zoom (danke Mareike Lang fürs Aufmerksammachen).
Als Hase etc. kann ich den Kopf schütteln, der Mund bewegt sich beim Sprechen mit, genauso wie meine Augenbrauen und Augenlider - eben so als wäre ich kein Mensch mehr, sondern ein Tier.
Ich mache auf jeden Fall den Daumen hoch, denn bei mir hat es sofort zu rattern begonnen, was man damit im eTraining alles machen kann - es ist eine Menge! Und gar nicht albern!!!
Was mir sofort eingefallen ist und ich z.T. schon ausprobiert habe, habe ich hier zusammengestellt:
Anonyme Teilnahme möglich
Immer wieder stellen wir zu Beginn die Frage, ob wir aufzeichnen dürfen oder nicht. Jetzt können sich alle, die nicht aufgezeichnet werden wollen, umbenennen und sich einen Avatar aussuchen. Allerdings bleibt die Stimme dieselbe, doch alleine über sie ist es sehr schwer auf eine konkrete Person zu schließen.
Bei deaktivierten Kameras ist Interaktion möglich
Zugegeben, es ist ein wenig seltsam ein normales Gespräch mit einem Fuchs oder einem Hasen zu führen, doch man gewöhnt sich ja an alles. Und es ist in der Tat erstaunlich, wie gut die Kommunikation mit dem Avatar funktioniert - ich finde, viel besser als in die schwarze Kamera-Kachel hinein zu sprechen.
Leicht in andere Rollen schlüpfen
Viele psychologische Modelle oder mentale Methoden leben davon, dass man unterschiedliche Rollen einnimmt und aus dieser Perspektive heraus denkt oder handelt.
Man denke nur an die Walt Disney-Strategie oder die 6-Hüte-Kreativitäts-Technik oder die innere Verhandlung mit Persönlichkeitsanteilen.
Um leichter in diese Rollen zu kommen, behilft man sich im Präsenztraining mit bestimmten Bodenbereichen, verschiedenen Stühlen, Hüten oder Räumen. Jetzt können wir ganz einfach in unterschiedliche Avatare schlüpfen - und es funktioniert!
Infantilisierung des Lernens mit Avataren
In der Suggestopädie (angewandte Neurodidaktik) wird schon seit 30 Jahren explizit damit gearbeitet, dass man zu einer selbstgewählten Kunstfigur wird, ihr einen Namen gibt und in dieser Figur während einer kompletten Einheit oder gar Seminars bleibt.
Das baut Lernblockaden ab, denn es bin ja nicht ICH, die "Fehler" macht, sondern der Fuchs "Orange Star".
Als spielerische Methode einsetzen
Ein Beispiel: Die Teilnehmenden suchen sich je einen Avatar aus und geben sich einen Kunstnamen.
Zwei Teilnehmende haben nun die Aufgabe, die anderen Teilnehmenden nach und nach zu identifizieren durch geschickte Fragen, die auf Vorkenntnissen zur Gruppe basieren: z.B. "Rosa Bär, gehst du gerne Schneetouren?".
Rosa Bär kann nun nicken oder den Kopf schütteln. Wenn sie nickt, dann können die Fragenden eine erste Vermutung äußern: "Verena, bis du es?"
Wenn Verena es ist, verlässt sie den Avatar und sie ist mit Normal-Bild wieder dabei. Eine sehr lustiges und nettes Warming Up.
Gibt es auch Nachteile?
Ja, wie immer gibt es auch den ein oder anderen Haken:
All die o.g. Einsatzmöglichkeiten leben davon, dass alle die neueste Zoom-Version auf ihrem Rechner installiert haben (5.10.0). Leider gibt es immer einige, die die Aktualisierung trotz vorheriger Bitte nicht gemacht haben. Dann sind viele Methoden nicht möglich.
Die Avatare sorgen für eine relativ hohe CPU Auslastung, d.h. es wichtig einen möglichst leistungsstarken Rechner zur Verfügung zu haben.
Wie virtuelle Hintergründe brauchen auch Avatare eine höhere Internet-Bandbreite. Es kann also sein, dass das Internet bei dem ein oder anderen in die Knie geht.
Wo finde ich die Avatare?
Wenn du deine Zoom-App auf die Version 5.10.0 aktualisiert hast, dann kannst du auf Videofilter bei den Videoeinstellungen klicken. Und dann den Menüpunkt "Avatare BETA" ganz rechts ansteuern. Und schon kannst du dir einen aussuchen.
Ich bin mir zwar noch nicht ganz sicher, aber ich glaube, es geht nur, wenn du über deine App und nicht über deinen Account im Browser reingehst.
Achtung, es dauert ein bisschen (manchmal auch echt lange), bis er umstellt.
Ich wünsche viel Vergnügen beim Experimentieren :-).
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