Eigentlich sollte es ein Artikel über unsere VanSpiDays 2024 werden - doch es kam anders.
Voll neugieriger Vorfreude packte ich schon Anfang der Woche meinen Bus, dieses Mal mit Fokus auf Thermoskanne, warme Klamotten und Spiele für draußen, um uns warm zu halten, denn die Wetterprognose war - wie so oft bei unseren Treffen - nicht so dolle. Direkt im Morgengrauen nach meiner Seminarwoche sollte es losgehen.
Doch dann kamen am Tag davor lauter Absagen wegen der ekligen 15-18 Grad und Regenschauern. Puh, da musste ich erstmal tief durchatmen und überlegen, was ich draus mache.
Letztlich entschied ich mich ebenfalls, nicht zu fahren. Nicht wegen des Wetters (das wäre mir ehrlich gesagt gar nicht in den Sinn gekommen), sondern weil nur noch drei (von dreizehn) Kolleg:innen übrig blieben, die eh schon unterwegs waren.
Auch wenn ich gerade diese drei so sehr schätze 🫶🏽, ging für mich das Ziel des Treffens verloren. Dazu kam, dass ich ja noch nicht on tour war und 5 bis 6 Stunden Anreise gehabt hätte. Auch mein Umwelt-Gewissen regte sich da.
Die drei VanSpiHeros (Simone, Simon und Dirk 💪) trafen sich wie geplant und es war wettertechnisch übrigens völlig ok, wenn natürlich auch nicht traumhaft.
Was macht für mich den Reiz des mobilen Arbeitens aus?
Das war für mich eine sehr gute Gelegenheit innezuhalten und zu reflektieren, was für mich eigentlich der Reiz des mobilen Arbeiten aus dem Bus heraus ausmacht und es brachte mir wirklich Klarheit.
Den neuen Raum, v.a. mit Natur verbunden, erlebe ich als enorme Inspirationsquelle. Schon auf der Fahrt raus aus dem Alltag, rattert es in meinem Hirn. Genau deswegen hatte ich den Namen "VanSpi(ration)Days" gegeben.
Natürlich spielt es auch eine Rolle, dass ich es genieße, das Unterwegssein und das Arbeiten verbinden zu können. Unabhängigkeit und Freiheit sind für mich sehr hohe Werte.
Und durch diese abgesagten VanSpiDays 2024 wurde mir noch ein Faktor sehr klar:
Da ich sonst jemand bin, die extrem vorplant und immer einen Plan B und C in der Tasche hat, gefällt mir gerade auch der Kontrast, nämlich das Loslassen-Können, sehr gut.
Effectuation bei "working on the road"
Was gehört zu diesem Loslassen?
- die Unsicherheit ob alles klappt, z.B. ob ich einen guten Platz finde
- die Unklarheit, welche Bedingungen ich vorfinden werde, z.B. schöne Natur oder eine laute Straße nebenan?
- welche Widrigkeiten können auftreten? (z.B. schlechtes Internet, der Rasenmäher während einer geplanten Live-Session, eine schlammige Wiese)
- die Wetterbedingungen, die beeinflussen, was möglich ist und was nicht? Gerade das Wetter ist beim Camping ja sehr ausschlaggebend, da man ihm unmittelbar ausgesetzt ist.
Wenn ich das selbst so durchlese, dann hört es sich definitiv nicht schön an, aber genau dies alles macht es für mich so interessant: es erfordert maximale Anpassungsfähigkeit, schnelle Lösungsfindung, Offenheit, Flexibilität, Zuversicht und Kreativität. Kurz gesagt: eine positive Herausforderung.
Dafür gibt es sogar einen Begriff (zwar in einem anderen Kontext, nämlich als Entscheidungslogik im Unternehmenskontext, aber ich finde, er passt auch hier sehr gut): Effectuation = Unkontrollierbarkeit aushalten und aus den Gegebenheiten das Beste herausholen. Und genau das finde ich extrem reizvoll.
Jeder hat andere Vorstellungen, was reizvoll ist
Als ich verstanden habe, dass das für andere definitiv nicht den großen Reiz hat, war es für mich auch völlig ok, dass es zur Absage kam. Dafür ist ihnen anderes wichtig und wertvoll. Wir Menschen sind einfach einzigartig und erleben die Welt ganz individuell. Das ist gut so.
Ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen in 2025 mit meinen Kolleg:innen, die ich alle sehr mag, sehr schätze und mit denen ich einfach sehr gerne zusammen bin. ❤️
Fazit: viel an Erkenntnis und v.a. ZEIT gewonnen :-)
Ich hatte plötzlich 4 völlig unverplante Tage vor mir, ein echter Zeitgewinn - das ist so eine Seltenheit, dass ich es extrem genossen habe. Ich war trotzdem campen, aber vor Ort. Mit Wandern, Biergarten, Grillen, vor Gewitter fliehen und viel Lesen in der Hängematte.
Meine Learnings: das nächste Treffen werde ich mit einer Veranstaltung in der Nähe verbinden, da die Anreise von München aus immer weit sein wird. Wir haben uns nämlich verständigt, uns irgendwo in der Mitte Deutschlands zu treffen, damit alle in etwa die gleiche Strecke zurücklegen.
Und selbst wenn alle absagen sollten, kann ich - so wie früher ja auch - meine ganz persönlichen VanSpiDays machen.
Außerdem kommen schon neue Ideen auf:
- vielleicht ergibt sich sogar ein kleines, spontanes Süd-Treffen im Sommer?
- vielleicht können wir ein dezentrales Online-Treffen an Stellplätzen in der Natur machen und uns so austauschen ...
Wir werden sehen - es lebe der VanSpi-Spirit! 🚌
Hier findest du alle Infos zur (fast) jährlich stattfindenden VanSpiDays
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Andrea (Donnerstag, 06 Juni 2024 11:01)
Vielen Dank für diesen spannenden Artikel- ich hab zwar (noch) keinen Van, aus dem ich mobil arbeiten könnte, aber "kommt Zeit kommt Van". Und besonderen Dank für das Konzept "Effectuation": das passt gerade wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge auf Prozesse in meinem Umfeld, für die ich bisher keinen Begriff hatte.