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Effektives Mitschreiben: die besten Methoden

 

Das gute, effektive Mitschreiben ist ohne Frage eine der wichtigsten Lernstrategien, denn es spart viel Zeit, ist gedächtnisstark, fordernd, aktivierend und konzentationsfördernd. 

 

Allerdings nur dann, wenn man es klug macht. Daher möchte ich heute dem Mitschreiben einen Artikel widmen und die Frage beantworten: wie genau geht das "effektive" Mitschreiben?

Wichtig: schaffe vorab eine Struktur


Stelle dir vor, du stehst nach einem Umzug mit 4 großen Kartons voller Kleidung vor deinem noch leeren Kleiderschrank. Nun wäre es ungünstig, wenn du die Kleidung einfach in den Kleiderschrank stopfst mit dem Vorsatz, ihn irgendwann ordentlich einzuräumen.

 

Viel besser ist es, wenn du dir vorher eine kluge Aufteilung überlegst: hier alle T-Shirts, ganz unten die Schuhe, weiter oben die dicken Pullis usw. Natürlich verplanst du nicht alle Fächer, denn wer weiß, welche Kleidungsstücke noch dazu kommen. 

 

Durch diese Vorstrukturierung kannst du Neues an den richtigen Platz legen und vor allem hast du ohne langes Suchen schnellen Zugriff auf all deine Lieblingsklamotten. 

 

Genau so ist es auch mit deinem Gehirn und den Mitschriften. Alles wild und ohne Ordnung und Struktur mitzuschreiben und irgendwann später erst zu sortieren, ist unklug. Schlauer ist es, dir vorher eine Struktur zu überlegen. Dies ist ein wesentlicher Teil des Containerlernens

 

➡️ Suche dir vorab Überschriften zu denen du das Neue hinzufügst oder entwickle ein allgemein gültiges Raster, je nachdem wie viel Vorwissen du hast. 

 

Wenn du z.B. ein Video zu "KI in der Schule" anschaust, kannst du dir selbst Fragen zum Thema stellen und dich am Inhaltsverzeichnis orientieren. Daraus erstellst du Überschriften: z.B. "Rechtliches", "Zeitsparendes", "Best Practices", "Weiterführendes" ...  . Neue Infos fügst du dann den Oberpunkten zu, so dass du am Ende eine schön strukturierte Übersicht hast.

Warum ist eine Struktur so wichtig?


Wer vorab eine Struktur anlegt, hat sein Gehirn schon richtig gut aufgewärmt und viele Andockstationen für das Neue geschaffen. 

 

Eine Struktur beschleunigt das Lernen, weil umständliches, wiederholtes Verfassen von Mitschriften wegfällt.

 

Eine Struktur verhilft zu einem schnellen und sicheren Zugriff auf Informationen, wenn diese in anderen Kontexten gebraucht werden. Sie ist eine Orientierung im Info-Dschungel.

 

Eine Struktur fördert die Konzentration. Beim Befüllen müssen nämlich schnelle Entscheidungen getroffen werden. Wo gehört was hin? Dies gelingt nur, wenn ich hochkonzentriert bin. 

Tipps für das Befüllen


Verwende keine ganzen Sätze, sondern nur aussagefähige Stichworte, die zu Repräsentanten von Infos werden. Ggfls. notiere den Zeitstempel oder die Buchseite für weiterführende Infos.

 

Zeichne kleine Skizzen, denn oft sagt ein Bild mehr als tausend Worte.

 

Verwende Farben bzw. Farbcodes, um es übersichtlicher zu gestalten.

 

Verwende Formen wie Pfeile, Kreise, Vierecke etc. um Verbindungen zu zeigen oder Kernaussagen hervorzuheben.

 

Falls du ein Tablet hast, nutze es. Dort kannst du Mitschriften versetzen, markieren, löschen usw. Damit bist du flexibler als auf Papier.

 

❗️Übe es zunächst an kurzen Videos, Podcasts oder Artikeln, denn meist braucht es einige Übung, bis das effektive Mitschreiben locker von der Hand geht.

9 effektive Methoden (Strukturen)


Wichtig ist, dass du deine persönliches Variante findest, denn auch hier gilt: was mein Kollege super findet, ist für mich womöglich nichts. Und umgekehrt. Oder du brauchst eine Mischung aus verschiedenen Möglichkeiten. Das kannst du aber nur herausfinden, wenn du Verschiedenes ausprobierst.

 

Hier findest du einige strukturierende Methoden mit jeweils einem Beispiel. 


  

Mind Mapping 

Nutze dafür ein leeres, weißes Papier im Querformat. In die Mitte kommt das Grobthema und dann bereite einige Hauptäste (maximal 7) vor. Daran kannst du dann nach und nach Äste und Zweige mit den verschiedenen Informationen hängen. Am Ende hast du einen wunderbaren Überblick.


  

Chunking

ist eine Methode, in der Stichworte in eine logische Hierarchie gebracht werden. Weit oben sind eher allgemeine Begriffe, die durch "runterchunken" immer detaillierter und differenzierter werden. Dies schon während der Informationsaufnahme einordnen zu können, bedarf ein wenig Übung. Wenn es gelingt, ist es unschätzbar.


  

Cornell-Methode

Diese Methode gehört in die Kategorie "allgemein gültiges Raster", sie ist also auch ohne Vorwissen gut nutzbar. Es gibt ein Überschriftenfeld mit knackiger Kurzinfo, eine Hauptspalte mit den Infos, eine schmalen Spalte für Schlagworte und Skizzen, sowie eine Fußzeile mit Zusammenfassungen und Fragestellungen oder ToDos.

 

In einem anderen Artikel habe ich diese Methode genauer beschrieben.


  

Lern-Canvas 

Auch das Lern-Canvas ist eine generalisierbare Struktur, in der du Felder betitelst, die du dann befüllst. Ein Lern-Canva kann je nach Kontext unterschiedlich sein. Ich habe mir z.B. ein Canva für Kurz-Workshops erstellt, das für mich wichtige Überschriften hat, wie "darauf freue ich mich", "das sind meine Haupt-Learnings", "dies sind meine To Dos" usw. 


 

Sketch Noting

Hier wird fast gänzlich auf das Geschriebene verzichtet, sondern die Informationen in kleine Symbole und Skizzen übersetzt. Es gibt viele Kurse für Lernende jeden Alters, wo man Schritt für Schritt eingewiesen wird. Eine äußerst nützliche Methode, da damit das extrem erfolgreiche, visuelle Gedächtnis bedient wird. Dass man für Sketch Noting nicht gut zeichnen können muss, sieht man an dem Beispiel :-).


 

Cheat Sheets / Spickzettel

Normalerweise nutzt man diese Methode, um am Ende einer Lerneinheit eine gute Zusammenfassung zu erstellen. Hier wird der Zwischenschritt von unstrukturiertem Mitschreiben übersprungen und sofort als Spickzettel verfasst. Sehr praktisch, denn damit spart man viel Zeit.  


  

Post It-Methode

Hier werden die Stichworte auf einzelne Post Its geschrieben und dann an eine Moderationswand, Flipchart oder mind. DINA3 Papier auf ein vorgegebenes Raster geklebt. Natürlich geht das auch an einem virtuellen Whiteboard.

 

Diese Methode eignet sich besonders gut, wenn du sehr flexibel sein möchtest und es magst, beim Aufnehmen von Infos zu stehen oder dich zu bewegen (z.B. wenn Papiere mit Überschriften an unterschiedlichen Stellen im Raum hängen und du z.B. einen Podcast oder Fachhörbuch hörst). Das bewegte Mitschreiben geht natürlich nur bei der analogen Variante.

 


 

KaWa 

Nach einem Kommentar auf LinkedIn habe ich gleich eine für mich neue Variante der Mitschrift ausprobiert: das KaWa nach Vera F. Birkenbihl. 

 

In der Mitte steht der Begriff, um den es geht. Passend zu den Buchstaben werden nun die Inhalte dem Wort zugeordnet. 

 

Wenn kein passender Buchstabe da war, habe ich einfach nach Synonymen oder Aspekten gesucht, bis es passte.

 

Ich habe zudem Farbcodes verwendet, die drei wichtige Stellschrauben von Willenskraft repräsentieren, sowie gelb als Highlighter für 3 wichtige To Dos. Hat viel Spaß gemacht.  


 

Machziele notieren

Diese Methode verwende ich seit neuestem, wenn ich nicht Inhalte festhalten möchte, sondern sofort nach Beendigung des Artikels, Buches, Podacast oder Video ins Tun kommen möchte.

 

Links stehen die Mach-Ziele, also wozu werde ich während des Lesens, Hören oder Anschauen inspiriert. Rechts werde ich konkreter: was ist zu tun für mich? Dadurch habe ich gleich eine (grobe) To Do Liste, die weiterverarbeitet wird und zur Anwendung kommt. 


Jetzt bist du dran!


Welche der Methoden macht dich neugierig, welche möchtest du gerne mal ausprobieren? Vielleicht magst du ein Mind Map gestalten oder die Dynamik der Post It-Methode erleben?

 

Suche dir nun ein Video oder einen Podcast zu einem interessanten Thema aus und erstelle dir anhand der Inhaltsbeschreibung bzw. aufgrund deines Vorwissens eine Struktur wie oben beschrieben. 

 

Wie wäre es zum Beispiel mit dem Podcast von Prof. Dr. Volker Busch zum Thema Multitasking? Ein sehr unterhaltsames Übungsbeispiel und lehrreich obendrein!

Zur Podcast-Folge

 

💪 Und dann lege los und befülle dein Raster. Bei Videos oder Podcasts kannst du die Abspielgeschwindigkeit verlangsamen und jederzeit auf Stop klicken. Das ist super zum Üben!

 

Entscheide dann, ob du mit der Methode schon nach dem ersten Mal etwas anfangen kannst oder ob du sie noch trainieren musst. Oder du entscheidest dich, gleich eine andere auszuprobieren. 

 

ich wünsche viel Spaß beim Experimentieren und Finden DEINER Methode(n-Kombination)!


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