Noch immer werde ich erstaunt angeschaut, wenn ich erzähle, dass ich gerade von einer Lerncoach-Ausbildung in einem Unternehmen komme. Lerncoaching sei doch was für Schüler:innen oder Studierende! Wozu also buchen Firmen ein solches Training?
Ich finde, es ist Zeit, um eine Lanze für das Lerncoaching im Unternehmenskontext zu brechen!
Bei der Vision von der lernenden Organisation die Mitarbeitenden fördern - individuell und kompetent
Nahezu jedes Unternehmen bezeichnet sich als lernende Organisation und schafft Strukturen für kontinuierliches Lernen - das ist gut so, denn nur so kann Wettbewerbsfähigkeit gehalten oder geschaffen werden.
Was bei all diesen Rahmenbedingungen oft vernachlässigt wird, sind die Mitarbeitenden, denen das Lernen nicht so leicht von der Hand geht und gar nicht genau wissen, wie sie neue Programme, Vorgaben, Themen oder Abläufe so lernen können, dass sie sie im Alltag kompetent einsetzen können.
Für genau diese stehen Lerncoaches bereit, die ihnen eine (agile) Struktur geben, wie sie ihr Lernen anpacken können.
Fast noch wichtiger ist, dass sie auch als Lernexpert:innen helfen können, konkrete Learning Skills aufzubauen, wie z.B. Merkfähigkeit, inneres Strukturieren, Konzentrationsfähigkeit usw.
Meist werden hierzu interne Lerncoaches ausgebildet, die dann von Kolleg:innen bzw. Teams für eine individuelle Förderung angefordert werden können.
Nutzen von Lerncoaching
Fehlerquote verringern und Lernzeiten reduzieren
Wann immer Mitarbeitende etwas Neues lernen dürfen, sollen, müssen - es gibt viele, denen es sofort und ohne Probleme gelingt.
Andere jedoch brauchen überdurchschnittlich lange, fühlen sich unsicher, können ihr neues Wissen nicht gut abrufen und machen die immer gleichen Fehler.
Durch Lerncoaching lernen sie wie sie Neues besser aufnehmen, innerlich strukturieren und sich besser merken können. Gemeinsam mit dem Lerncoach wird herausgefunden, welche Lern-Strategien für die jeweiligen Mitarbeitenden die besten sind.
Bindung ans Unternehmen erhöhen
Jede individuelle Förderung zeigt, dass man als Mitarbeitende:r wertgeschätzt wird. Dies wiederum führt zu stärkerer Verbundenheit mit der Firma und dadurch bleiben die Arbeitnehmer:innen länger an Bord.
Arbeitszufriedenheit stärken
Kompetenzerleben ist eines der psychologischen Grundbedürfnisse. Wenn es erfüllt ist, wunderbar, denn dann fühlen sich die Menschen an ihrem Arbeitsplatz wohl.
Wenn es jedoch nicht erfüllt wird, weil man immer hinterherhinkt, obwohl scheinbar alle anderen schon alles verinnerlicht haben, dann fühlt man sich inkompetent und ist unzufrieden. Bis hin, dass Arbeit keinen Spaß mehr macht.
Fachkräfte intern gewinnen
Bei Fachkräftemangel wird oft daran gedacht, diese von außen zu beschaffen. Eine Möglichkeit ist aber auch die interne Gewinnung, dass sich Mitarbeitende also in völlig neue Gebiete einarbeiten.
Diese Einarbeitung hat fast immer etwas mit Lernen zu tun. Manche haben genau davor Respekt und können mit Lerncoaching ihre mentalen Blockaden überwinden und beim Reinwachsen in die neue Aufgabe begleitet werden.
Auszubildende von hemmender Schulsozialisation befreien
Immer wieder höre ich, dass einige Auszubildende genau die Fähigkeiten besitzen, die für den Job gebraucht werden, aber die Berufsschule immer eine Zitterpartie ist. Diese können individuell gefördert werden, damit sie ihre Stärken auch nach der Ausbildung im Unternehmen zeigen können. Oder die Soft-Skills sind super, aber die Hard Skills wollen einfach nicht so ankommen wie es gefordert ist. Wie gut, dass es Lerncoaching gibt, wo dies gelöst werden kann.
Ältere Mitarbeitende im Boot behalten
Mit zunehmendem Alter lernen wir anders und benötigen andere Strategien als in jungen Jahren. Z.B. nimmt tatsächlich die Denkflexibilität und Konzentrationsfähigkeit im Alter ab, dafür nehmen die Andockstationen für Neues zu. Wenn wir die so wertvolle Gruppe der älteren Mitarbeitenden halten wollen, dann sollten wir ihnen auch eine spezifische Förderung zukommen lassen.
Potenziale entfalten
Gerade im Unternehmenskontext ist Lerncoaching oft nicht "defizit"-initiiert, sondern vielmehr potenzial-initiiert. Es wird erkannt, dass in vielen Mitarbeitenden viele Fähigkeiten, Stärken und Kompetenzen schlummern, die noch gar nicht zur vollen Geltung kommen konnten.
Damit sich diese voll entfalten können, ist Lerncoaching sehr sinnvoll. Als z.B. vor Jahren ein Top-Manager eines Konzerns transparent machte, dass er Lerncoaching in Anspruch nimmt, hatte dies eine wunderbare Dynamik in der Mitarbeitenden-Entwicklung ausgelöst. Dazu aber in einem anderen Artikel mehr.
Wie kannst du Lerncoaching in dein Unternehmen bringen?
Wenn du der Überzeugung bist, dass gute Rahmenbedingungen für Lernen das eine sind, das individuelle Coaching aber noch eine ganze Menge herausholen kann, dann kannst du dir überlegen, ob du Lerncoaching nicht in dein Unternehmen bringst.
Der Beginn von allem ist wie immer eine genaue Beobachtung der IST-Situation. Wo siehst du gute Anknüpfungspunkte? Wo sind Lernprobleme, die individuell gelöst werden können? Wo erkennst du Potenziale, die noch brachliegen?
Welchen Kolleg:innen traust du so eine Aufgabe als Lerncoach zu, z.B. aufgrund ihrer Empahtie oder kommunikativen Fähigkeiten? Zu wem passt sie gut? Sie müssen nicht aus dem HR oder L&D kommen, sie müssen auch gar keine Führungskraft sein. Sie sollten nur Ambitionen haben, noch etwas länger im Unternehmen zu bleiben, damit sich der Invest lohnt.
Wie schätzt du die Unterstützung durch die Entscheider:innen ein, sich für so ein Projekt zu begeistern und die Investition zu tragen? Brauchen sie noch Aufklärung und Argumente?
Die Etablierung von Lerncoaching gehört einfach zu einem modernen Unternehmen dazu!
Ich kann nach 15 Ausbildungen in Unternehmen sagen: diejenigen, die es gut implementiert haben und praktizieren, profitieren enorm davon - auf vielen verschiedenen Ebenen!
👉 Möchtest du mehr Infos, wie eine Lerncoach-Ausbildung in deinem Unternehmen aussehen könnte? Dann melde dich gerne für ein informelles Gespräch - ich freue mich.
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