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Planning Fallacy Bias - warum Pläne oft nicht aufgehen

 

 

Falls du von dem Planning Fallacy Bias noch nie gehört hast, kann ich dich beruhigen: Du kennst ihn 100%ig, denn du hast ihn schon erlebt. 

 

Nämlich dann, wenn du einen Lern-, Projekt-, To Do- oder einfach einen Tagesplan aufgestellt hast und feststellst, dass er nicht aufgeht.

 

Ich habe es lange Zeit selbst ständig erlebt. Das Verwerfen von Plänen gehörte zum Alltag einfach dazu. Ich gewöhnte mich sogar richtig daran und dachte, dass es halt so ist. Als ich mein Zeitmanagement vor 10 Jahren völlig neu aufstellte, wurde es sehr viel seltener. Denn man kann etwas dafür tun, dass Pläne passen.

 

Was ist der Plannig Fallacy?


Der Planning Fallacy, oder Planungsfehlschluss, beschreibt die Tendenz von Menschen, die Zeit, die für die Durchführung von Aufgaben oder Projekten benötigt wird, systematisch zu unterschätzen. Dieser "kognitive Fehler" tritt häufig auf, selbst wenn ähnliche Aufgaben in der Vergangenheit mehr Zeit in Anspruch genommen haben als ursprünglich geplant. Der Begriff wurde erstmals von dem sehr interessanten Psychologenteam Daniel Kahneman und Amos Tversky eingeführt.

Beispiele für Planungsfehlschlüsse


Dauerbrenner Hausarbeiten

Bei Studierenden kommt es ständig vor: die Abgabe der nächsten Hausarbeit naht und der tolle Zeitplan hat einfach nicht funktioniert. Student:innen unterschätzen oft, wie lange sie für ihre Hausarbeiten brauchen und beginnen viel zu spät. Selbst, wenn sie es besser wissen müssten. Die Folge: Zeitdruck, Stress und Arbeiten, mit denen sie gar nicht zufrieden sind.

 

Prüfungsvorbereitung

Immer wieder sind Auszubildende überrascht, dass die Prüfungen plötzlich vor der Türe stehen. Dabei wurde bisher nur ein Bruchteil dessen gelernt, was zu lernen wäre. Dabei hatten sie doch vor einem halben Jahr einen ausgeklügelten Lernplan erstellt!

 

Projekte rechtzeitig fertig bekommen

Mit Projekten meine ich z.B. ein Buchprojekt, also ein Buch zu schreiben oder eines zu lesen. Oder den Computer endlich einmal aufzuräumen. Oder ein Training zu konzipieren. Oder einen Vortrag vorzubereiten. Ohne es zu wollen finden wir uns mitten in der Nacht am Drucker wieder oder am Computer sitzend an der Präsentation feilen. 

 

Ich bekomme diese Situationen v.a. in Lern- oder Zeitmanagement-Coachings mit. In beiden Fällen nimmt es viel Raum ein, denn den wenigsten ist der Fehlplanungseffekt bekannt.

5 Strategien, um Planning Fallacy in den Griff zu bekommen


Das Hauptproblem ist, dass wir unsere Planung erstens viel zu optimistisch gestalten, so als würden wir in einer Welt leben, die wir zu hundert Prozent steuern und kontrollieren können.

 

Dazu kommt, dass wir dazu tendieren, uns bei der Zeitplanung maßlos zu überschätzen. Dass wir also für das Lesen eines Kapitels 30min veranschlagen, dabei brauchen wir mindestens 45min dafür.  

 

Einige einfache Veränderungen können eine große Wirkung entfalten:

  1. Referenzklassenprognose: Statt sich auf das jetzige Projekt bei der Planung zu konzentrieren, sollten ähnliche Projekte aus der Vergangenheit als Referenz genommen werden, um eine realistischere Einschätzung zu bekommen.
  2. Pufferzeiten einplanen: Es ist sinnvoll, zusätzliche Zeitreserven einzuplanen, um unerwartete Verzögerungen abzufangen. Wie viel das sein sollte, daran scheiden sich die Geister: die einen sagen +50%, andere +100%. Wenn ich also 30min veranschlage, sollte ich zwischen 15 und 30min Pufferzeit dazu rechnen. Es gilt Erfahrungen zu sammeln und diese auszuwerten. 
  3. Schrittweise Planung: Große Projekte sollten in kleinere, überschaubare Abschnitte unterteilt werden, für die dann individuelle Zeitpläne erstellt werden. Dies erhöht die Genauigkeit der Schätzungen. Das bedeutet bei dem Lesen eines Fachbuches z.B. Kapitelweise vorzugehen und in notwendige To Dos aufzusplitten: wie lange braucht das Lesen, wie lange das Zusammenfassen und wie lange das Verinnerlichen etc. 
  4. Externe "Berater:innen": Die Einbeziehung von anderen, die eine ähnliche Aufgabe oder ein vergleichbares Projekt gestemmt haben, kann gold wert sein. Ein Interview mit ihnen kann helfen, eine objektivere und realistischere Einschätzung zu erhalten.
  5. Vergangene Erfahrungen systematisch auswerten: Es ist wichtig, gezielt und strukturiert festzuhalten, wie lange für was gebraucht wurde. Dies kann zu einer unschätzbaren Datenbank führen. Am besten ist es, schon während oder am Ende eines (Lern-)Projektes eine Übersicht zu erstellen. Dann hat man diese beim nächsten Mal sofort zur Hand.

Fazit


Im Grunde kann man es so auf den Punkt bringen:

  • Tracken
  • Festhalten
  • Auswerten
  • Berücksichtigen
  • Anpassen

Ich organisiere mein Arbeiten und Lernen mit meinem Kalender als zentrales Element. Seit ich die im Kalender eingetragene Aufgabe nach Abschluss gemäß der tatsächlich aufgebrachten Zeit anpasse und einen guten Titel vergebe, werde ich immer besser bei der Schätzung ähnlicher Aufgaben / Projekte - und der Plannig Fallacy ist tatsächlich sehr selten geworden. 


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