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Imposter-Syndrom beim Lernen - wie du es erkennst und was du dagegen tun kannst

Zweifel als ständige Begleiter bei Imposter Syndrom
Zweifel als ständige Begleiter bei Imposter Syndrom

 

Das Imposter Syndrom (oder Hochstapler:innen Syndrom) tritt im Kontext Lernen immer häufiger auf. Lernleistung wird als Glück oder gar Betrug durch Nutzung von Lerntricks abgetan. Fatal, denn Lern-Selbstbewusstsein ist so wichtig für Lernerfolg. Gezielte Maßnahmen können dich davon befreien.  

 

"Wenn ich Gedächtnistechniken anwende, dann ist das doch kein richtiges Lernen!" oder "wenn das Lernen sich leicht anfühlt, dann ist das irgendwie falsch!" oder "Ich hatte einfach Glück, dass das gefragt wurde, was ich gelernt hatte!" Typische Sätze von Lernenden, die womöglich unter dem Imposter Syndrom leiden.

Was ist das Imposter Syndrom


Das Imposter-Syndrom beschreibt ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen trotz objektiver Erfolge das Gefühl haben, ihre Leistungen seien unverdient oder nicht echt. Betroffene glauben, dass sie ihre Erfolge lediglich Glück, Zufall oder der Täuschung anderer verdanken, und haben Angst, als “Hochstapler:innen” entlarvt zu werden. Dieses Phänomen ist besonders häufig bei hochleistenden Frauen zu beobachten. Mir begegnet es zunehmend im Lerncoaching. 

  

Der Begriff wurde 1978 von den Psychologinnen Pauline Clance und Suzanne Imes in ihrer wegweisenden Studie geprägt. Sie untersuchten vor allem Frauen in akademischen und beruflichen Kontexten, die trotz nachweisbarer Erfolge Zweifel an ihren Fähigkeiten hatten. Seitdem wurde das Imposter-Syndrom in verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Berufsbereichen untersucht.

Imposter beim Lernen


Im Lernkontext zeigt sich das Imposter-Syndrom oft durch:

 

Selbstzweifel:
Lernende glauben, dass sie ihre Leistungen nicht durch ihre Anstrengungen, sondern durch Zufall erreicht haben.

 

Perfektionismus:

Sie setzen sich unrealistisch hohe Ziele und empfinden Frustration, wenn diese nicht erreicht werden.

 

Angst vor Misserfolg:

Die Frucht vor Entlarvung kann zu Vermeidungsverhalten führen, etwa durch das Zurückhalten von Fragen oder das Meiden von Herausforderungen.

 

Vergleich mit anderen:

Sie fühlen sich oft weniger kompetent als ihre Mitlernenden.

 

Dass wir alle dies immer wieder erleben, ist völlig normal und hat durchaus ja auch positive Funktionen. Wenn dich das Gefühl jedoch ständig begleitet, ist es vielleicht Zeit, Maßnahmen zu ergreifen. 

 

Auf lange Sicht wirkt sich das Syndrom nämlich negativ auf das gesamte Wohlbefinden aus - Lernen wird mit Stress und "verheimlichtem" Versagen verbunden. 

Das kannst du gegen das Imposter Syndrom machen


Stelle nicht das Ergebnis, sondern den Weg in den Vordergrund

Angenommen, du hast ein gutes Ergebnis, ein gutes Feedback oder eine gute Bewertung erhalten, verabschiede Gedanken wie "die haben ja keine Ahnung" oder "das war einfach Glück" sofort wieder und rufe dir in Erinnerung, was du alles dafür getan hast, dass du dieses gute Ergebnis erreicht hast. Tu das am besten schriftlich und zwar in der folgenden Formulierung: "ich habe XY erreicht, weil ich ..."

 

Das "weil" ist wichtig, da es ein Bindewort ist und das Ergebnis rein sprachlich mit deiner Leistung verbindet. Das "ich" ist wichtig, da es deinen Beitrag klar in den Mittelpunkt rückt. Alles, was du nicht so beginnen kannst, lasse weg.

 

 

Setze dir Ziele, die stolz machen

Einfach niedrigere Ziele zu setzen, ist für Imposter-Betroffene keine Lösung. Es braucht Ziele, die erreichbar und zugleich fordernd (aber nicht überfordernd) sind.

 

Wichtig ist, dass die Erreichung der Ziele gefeiert werden - von einem selbst. Das kann ein innerlich gesprochener Satz "das habe ich gut gemacht!" sein. Jede Begründung, warum es angeblich einfach war, lasse weg. 

 

  

Vergleiche dich nicht mit anderen, sondern nur mit dir selbst

Honoriere jede Entwicklung, die du gemacht hast und schaue nicht auf andere. Es wird immer welche geben, die mehr wissen, es eloquenter teilen oder flexibler anwenden als du. Macht nichts. Wichtig ist, dass du dir immer wieder bewusst machst, wie dein Lernprozess zu einem bestimmten Thema aussieht. Wie viel wusstest du vor einem Monat dazu und wieviel jetzt? 

Kompetenz-Paradoxon: je mehr ich weiß, desto mehr weiß ich, was ich alles nicht weiß


Dieses Phänomen kenne ich sehr gut: Ich tauche in ein neues Wissensgebiet ein und fühle mich einen Moment lang kompetent. Je tiefer ich jedoch einsteige, desto mehr erkenne ich, was ich alles nicht weiß und kann - lange Zeit habe ich mich dadurch plötzlich wieder inkompetent gefühlt. 

 

Nehmen wir das Beispiel KI. Ich habe in den letzten zwei Jahren irre viel gelernt, habe vieles in meinen Arbeitsalltag, in Training Coaching integriert. Dadurch weiß ich auch - mehr als völlige Anfänger:innen - wo überall noch Potenziale, unerforschte Wissensgebiete, weitere Tools und Anwendungen noch für mich bereit liegen. Daher könnte es sich als Hochstapelei anfühlen, mich als "kompetente KI-Anwenderin" zu bezeichnen - tut es aber nicht. 

 

Denn ich weiß, dass Wissen um das Nicht-Wissen genau der Beweis für Kompetenz ist. 

 

Fazit: würdige deine Lernleistung, denn DU hast sie dir selbst verdient!

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