Personas lassen Abstraktes konkret werden
Können Coachee Personas erstellt werden?
Auf den ersten Blick könnte man sagen, ja klar, warum nicht? Auf den zweiten wird es schon etwas differenzierter. Es lohnt sich, das genauer zu betrachten:
👎 Coaching ist zu individuell für Personas
Das Wesen von Coaching ist, dass wir Coaches uns völlig unvoreingenommen ganz individuell auf jeden einzelnen Coachee einlassen. Was für Person x super funktioniert, kann für Person Y gar nichts sein. Von dieser Individualität lassen wir uns leiten und macht die Qualität von Coaching aus. Das Erstellen einer Coachee Persona würde dieser Grundhaltung widersprechen.
👎 Coachee brauchen Unvoreingenommenheit
Eine Persona entsteht immer aus zugrunde liegendem Datenmaterial (sei es aus Forschung oder aus Erfahrungswerten). In einer offenen Coaching-Praxis weiß ich meist sehr wenig über die Person, die zu mir kommt. Und das ist gut so. Das weiße Blatt zum Coachee soll erst im Coaching Linien, Konturen und Farben annehmen.
👆 Im Coaching sind Personas oft zu "Typen"
Je länger man als Coach arbeitet, desto häufiger erlebt man bestimmte Typen als Coachees: die skeptischen, die Verantwortung übertragenden, die sofort euphorischen, die zuversichtlichen, die perfektionistischen, die mitarbeitenden, die konsumierenden ... usw.
Die Kunst im Coaching ist, diese "Typen" zwar als ersten Kompass für die Wahl der Worte, der Methoden und des Settings zuzulassen und zugleich so offen zu sein, dass man auch einen völlig anderen Coaching-Weg einschlägt, wenn es die Situation erfordert.
👍 In Unternehmen sind Coachee Personas hilfreich
Richtig hilfreich finde ich das Erstellen von Coachee Personas im Firmen-Kontext. Hier kann ich v.a. aus Lerncoaching-Sicht sprechen: in dem einen Unternehmen sind die Coachees oft Menschen, die viele negative Lernerfahrungen machen mussten und daher jede Veränderung wie eine Blockade wirkt.
Im anderen Unternehmen wird das Lerncoaching v.a. für Lernbegeisterte angeboten, die ihr Lernen reflektieren und verbessern wollen.
Und in wieder einem anderen ist es eine Mischung aus beidem, d.h. hier entstehen mindestens zwei Coachee Personas.
Was jetzt? Coachee Personas ja oder nein?
Ich persönlich erstelle für das offene Coaching keine Personas. Ich habe zwar ganz automatisch ein paar Typen im Kopf, jedoch mache ich mir diese v.a. deswegen immer wieder bewusst, um mich im Tun dann besser davon lösen zu können.
Im Unternehmens- oder Ausbildungskontext, v.a. wenn ich Coaches ausbilde, habe ich dagegen sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie fördern das Verständnis für die Bedürfnisse und Anliegen der Coachees, machen die Coaches sicherer und beeinflussen die Art des Coachings positiv.
Fazit für mich: hier gibt es kein ja oder nein, sondern ist sehr kontext-abhängig.
Wie ist das bei dir? Arbeitest du mit Coachee Personas?
Willst du mehr darüber lernen?
👉 In der offenen Lerncoach-Ausbildung gibt es ein Corporate Learning Coaching Modul, in dem das Erstellen von Coachee Personas dazu gehört.
👉 In einer KI-Praline lassen wir uns durch KI helfen, Personas zu erstellen und Lernangebote zu individualisieren.
👉 In unserer Trainer:innen-Ausbildung vermitteln wir Schritt für Schritt das Erstellen von Learner Personas als grundlegendes Handwerkszeug - dabei ist das Graves-Modell ein wichtiges Grundlagen-Konzept.
* das Bild wurde ressourcenschonend lokal generiert.
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