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Wenn Lernen in Unternehmen begleitet werden soll, dann geht es oft darum, beim selbstgesteuerten Lernen zu unterstützen.
Doch was steckt eigentlich dahinter? Welche Aspekte von selbstgesteuerten Lernen sind relevant? Das Corporate Lernerfolgspuzzle operationalisiert mit 9 Teilen dieses komplexe Thema, macht es konkret und lädt zur Reflexion ein - was klappt schon gut und was nicht?
Klassisches versus Corporate LEP
Vielleicht kennst du bereits das klassische Lernerfolgspuzzle (LEP), das sich vor allem auf Learning Skills konzentriert. Es behandelt Themen wie Selbsteinschätzung, Neurobiologie des Lernen, Konzentration, Lernstrategien, Lernorganisation, Motivation, Lerntechniken, Blockaden-Abbau und Ressourcen-Aufbau sowie Prüfungskompetenz und Selbstverantwortung.
Beim C-LEP steht die Selbststeuerung des Lernprozesses im Vordergrund, dies ist nach meiner Erfahrung DAS zentrale Thema im Corporate Learning schlechthin. Selbstgesteuert lernende Mitarbeitende zu haben, ist das große Ziel. Es gibt viele Anstrengungen, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Doch was selbstgesteuert eigentlich bedeutet, welche Kompetenzen dahinter stecken und wie man sie entwickeln kann, das kennen viele nicht. Das C-LEP operationalisiert dieses komplexe Thema in konkrete Reflexions- und Handlungsfelder.
Das C-LEP betrachtet Lernen als einen ganzheitlichen Prozess
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Das Corporate Lernerfolgspuzzle setzt sich aus neun zentralen Puzzleteilen zusammen, die gemeinsam Lernerfolg im und für das Unternehmen ermöglichen und sogar langfristig auf eine positive Lernkultur im Unternehmen einzahlen können. Die große Überschrift ist auch hier: Selbstgesteuertes Lernen.
Es setzt sich zusammen aus:
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🧩 1. Lern-Anlässe
💬 ich bin in der Lage, selbst initiiert zu lernen, d.h. ich weiß, was für mich, mein Team oder das Unternehmen wichtig ist, dass ich dazu lerne.
Lernen beginnt immer mit einem Anlass. Doch nicht jede:r Mitarbeitende erkennt sofort, wann es sinnvoll wäre, sich neues Wissen anzueignen. In diesem Schritt geht es darum, die Antennen auszufahren und im Alltag Lernanlässe zu identifizieren, die eigene Neugier zu wecken und eine intrinsische Motivation zu entwickeln.
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🧩 2. Lern-Reflexion
💬 ich hinterfrage mein Lernen immer wieder strukturiert, um mich kontinuierlich zu verbessern.
Bevor Lernen gezielt gesteuert werden kann, braucht es eine ehrliche Bestandsaufnahme: Wo stehe ich? Was kann ich bereits gut? Wo gibt es Entwicklungspotenzial? Und zwar auf zwei Ebenen: inhaltlich in dem Lernfeld, in dem ich mich entwickeln möchte und auf der Meta-Ebene: habe ich alle Lernkompetenzen, um die Herausforderung gut bewältigen zu können. Diese Reflexion ist entscheidend, um Lernreisen gut zu planen.
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🧩 3. Lern-Inhalte
💬 ich kenne verschiedene Lernquellen (Seminar, Videos, Podcasts ...) mit all ihren Vor- und Nachteilen und weiß, welche gut und passend für mich sind.
Sobald klar ist, was erreicht werden soll, z.B. eine neue Sprache für die Verhandlungen mit einem Kooperationspartner sprechen können, stellt sich die Frage nach dem “Wie”.
Der Markt bietet unzählige Lernangebote – von klassischen Seminaren über Online-Kurse bis hin zu Podcasts oder Peer-Learning-Formaten. Doch nicht jedes Format passt zu jeder Person.
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🧩 4. Lern-Stil
💬 ich weiß, welche Lernform für mich und das Lernthema passend ist und kombiniere sie geschickt. z.B. autodidaktisch, im Workshop, Peer Learning ...
Menschen lernen unterschiedlich. Manche bevorzugen Selbstlernkurse, andere Präsenzseminare mit viel Austausch und praktischer Anwendung, andere lieben einen Mix aus verschiedenen Formen. Wieder andere sind passionierte Autodidakten mit punktueller Kooperation mit Lernbuddies. Die Herausforderung besteht darin, den individuell passenden Weg zu finden, weil nur dieser erfolgversprechend ist.
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🧩 5. Lern-Organisation
💬 ich kann in meinen vollgepackten beruflichen Alltag sinnvolle Lernzeiten einrichten - strukturiert und bewusst.
Lernen passiert nicht nebenbei – es braucht Planung und Struktur. Im Unternehmenskontext ist es oft eine Herausforderung, sich bewusst Zeit für Lernen zu nehmen. Es geht darum, Lernen nicht dem Zufall zu überlassen, oder dann zu machen, wenn grad mal Zeit ist (die wird nie da sein!), sondern gezielt zu verankern.
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🧩 6. Lern-Volition
💬 ich bleibe an meinen Lernprojekten dran, auch wenn es hektisch und mal schwierig wird. Oder ich grad keine Lust habe.
Eine der größten Herausforderungen beim Lernen ist das Dranbleiben. Die Anfangseuphorie ist schnell verpufft, wenn der Alltag dazwischenkommt oder erste Hürden auftreten. Da braucht es dann eine gute Portion Willensstärke und diese zu haben ist nicht Glück, sondern kann mit etwas Training gut aufgebaut werden.
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🧩 7. Lern-Transfer
💬 ich bringe das Gelernte gewinnbringend für mich, mein Team und das Unternehmen zur Anwendung.
Lernen ist gerade im Unternehmenskontext nur dann erfolgreich, wenn es angewendet wird. Sonst bleibt es Theorie. Eine zentrale Frage ist daher, wie das neue Wissen und die neuen Kompetenzen ins Unternehmen und den eigenen Arbeitsbereich übertragen werden kann.
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🧩 8. Lern-Mindset
💬 ich vertraue mir und glaube an mich als Lernende:r. Mentale Lernblockaden sind mir bewusst und ich kann aktiv etwas tun.
Oft scheitert Lernen nicht an fehlendem Wissen, sondern an inneren Blockaden oder limitierenden Überzeugungen. Manche Mitarbeitende denken: “Ich bin zu alt zum Lernen” oder “Ich kann mir sowieso nichts merken” oder „das ist für mich zu schwierige, das werde ich nie schaffen“. Solche Glaubenssätze können Lernprozesse massiv behindern.
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🧩 9. Lern-Skills
💬 ich beherrsche die Klaviatur des gehirngerechten Lernens, beginnend bei Konzentrationsfähigkeit über gute Lerntechniken bis zu Stressmanagement.
Am Ende steht die Frage: Wie lerne ich eigentlich am effektivsten? Oder: Wie kann ich den Fokus halten, auch wenn es unruhig ist?“ - und das meine ich sowohl innerlich (also viele Gedanken im Kopf herumschwirren) als auch äußerlich (z.B. viel Unruhe und Lärm in der Umgebung). Es um konkrete Techniken und Strategien, um Wissen nachhaltig aufzunehmen und anzuwenden. Und es geht auch darum mit akutem Stress umgehen zu können, wenn das Gelernte im Alltag eingesetzt wird.
Fazit: C-LEP ist als Kompass für nachhaltiges Lernen in Unternehmen bestens geeignet
Das Corporate Lernerfolgspuzzle ist eine sehr pragmatische Orientierungshilfe. Es unterstützt Mitarbeitende dabei, ihren individuellen Lernprozess strukturiert zu analysieren, ihn aktiv zu gestalten und begleitet sie auf dem Weg zu nachhaltigem Lernerfolg. Unternehmen, die C-LEP gezielt einsetzen, profitieren von motivierten, lernbereiten und selbstgesteuerten Mitarbeitenden, die ihr Wissen nicht nur erweitern, sondern auch in den Unternehmensalltag übertragen.
Eine Investition, die sich langfristig auszahlt.
Das C-LEP zum Downloaden
📖 Übrigens: das C-LEP ist Teil es neuen Buches "Lernbegleitung in Unternehmen" von Iris, das spätestens im September 2025 erscheint.